Erschreckend aktuell

CURSOR: Neue Ortungsmethoden mit Drohnen und Robotern

Während einige tausend Kilometer südöstlich die Hilfs- und Rettungsmaßnahmen für die Opfer der verheerenden Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet anliefen, wurden im nordrhein-westfälischen Wesel die Ergebnisse des Projekts CURSOR vorgestellt. Dementsprechend groß war das Medieninteresse. Denn was im Rahmen des EU-geförderten Forschungsvorhaben entwickelt wurde, soll künftig dabei helfen, die Rettung von verschütteten Personen zu optimieren.

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Das Szenario war erschreckend. Und vor allem: erschreckend real. Für die Abschlusspräsentation der Ergebnisse der europäisch-japanischen Forschungsinitiative CURSOR (Coordinated Use of miniaturized Robotic equipment and advanced Sensors for search and rescue OpeRations) am 07. und 08. Februar 2023 hatten die Verantwortlichen vom Technischen Hilfswerk und der beteiligten Partnerunternehmen ein gedachtes Erdbeben der Stärke 6,5 auf der Richterskala vorgesehen. Das simulierte Geschehen sah dabei mehrere vermisste Personen sowie Verletzte und Todesopfer vor. Zudem – so das Demonstrationsszenario – waren die Stromversorgung gestört, Gebäude beschädigt und die kritische Infrastruktur beeinträchtigt. Um innerhalb der ersten 72 Stunden nach dem Unglücksfall möglichst viele unter Trümmern verschüttete Menschen finden und damit Leben retten zu können, wurde ein komplexes System aus mehreren Drohnen, Bodenrobotern, Geophonen und einem Informations- und Kommunikationssystem entwickelt, um sowohl aus der Luft als auch am Boden relevante Informationen zu erfassen.


Mit einem System aus mehreren Drohnen, Bodenrobotern, Geophonen und einem Informations- und Kommunikationssystem soll die Rettung verschütteter Personen schneller und effizienter gelingen

Gleich für mehrere Aufgaben des komplexen Gesamtsystems kommen unbemannte Systeme zum Einsatz. So entwickelte das internationale Konsortium spezielle Bodenroboter, die sogenannten SMURFs (Soft Miniaturised Underground Robotic Finders). Diese sollen mit jeder Menge Sensorik versehen unterhalb von Schuttbergen oder in kontaminierten Arealen nach Überlebenden suchen und im Idealfall via Lautsprecher und Mikrofon eine erste Kontaktaufnahme ermöglichen.

Die kleinen Vehikel werden zentrales Element eines speziellen, weltweit einsetzbaren „CURSOR Search and Rescue Kits“ sein, das aus mehreren Smurfs, verschiedenen Drohnen sowie Geophonen und IKT-Lösungen (Informations- und Kommunikationstechnologie) besteht. Eine kabelgebundende Drohne beispielsweise dient als eine Art Mutterschiff, das über dem Einsatzgebiet schwebend Übersichtsbilder an die Einsatzleitung schickt und gegebenenfalls auch als eine Art Relaisstation zur technischen Kommunikation der einzelnen Kit-Bestandteile dienen kann. Mit Radarsensoren versehene Kundschafterdrohnen „durchleuchten“ das Gebiet, um erste Anhaltspunkte dafür zu finden, wo mit Verschütteten zu rechnen ist. Transportdrohnen wiederum können mehrere SMURFs an geeigneten Stellen auf den zum Teil meterhohen Trümmerkegeln absetzen, damit sich diese – entweder autonom oder ferngesteuert – auf die Suche machen.


Wenn Transportdrohnen kleine Bodenroboter an den Einsatzort bringen, gelingt dies zum einen schnelle und zum anderen müssen sich Rettungskräfte nicht auf Geröllfeldern in vermeidbare Gefahr begeben

Für die aktuelle Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien kommen die Projekt-Ergebnisse zwar leider zu spät. Doch in Zukunft sollen Technik und Konzept genau in solchen Szenarien die Retter unterstützen. Und das überall auf der Welt. „Mit den Drohnen und Robotern aus dem CURSOR-Projekt sind die Einsatzkräfte in der Lage, aus der Luft und am Boden umfassende Daten zu sammeln. Diese Informationen helfen dabei, potentielle Gefahren einzuschätzen sowie Rettungseinsätze zu planen und durchzuführen“, erläutert THW-Präsident Gerd Friedsam. „Unter der Koordination des THW hat das CURSOR-Konsortium von 17 Partnern aus Europa und Japan dreieinhalb Jahre lang an der Entwicklung der Technologien gearbeitet. Sie ermöglichen den Einsatzkräften künftig eine ferngesteuerte und umfassende Lageerfassung sowie sichere Einsatzoptionen bei Ortungs- und Rettungseinsätzen.“


Abbildungen: Technisches Hilfswerk




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