Nachgefragt bei Jonathan Hesselbarth, Co-Founder und CTO von Wingcopter

Schnell und günstig viel liefern

Ende April sorgte das hessische Unternehmen Wingcopter mit der Vorstellung des Wingcopter 198 für weltweites Aufsehen. Das Besondere an dem unbemannten Flugsystem ist insbesondere dessen Fähigkeit, während einer Flugmission Waren an bis zu drei unterschiedliche Zielorte zu bringen. (Lese-Tipp: Triple-Drop-Lieferdrohne von Wingcopter) „Die fortschrittlichste, vielseitigste sowie sicherste und effizienteste Lieferdrohnenlösung in ihrer Kategorie“, nannte Jonathan Hesselbarth, Co-Founder und CTO von Wingcopter das Ganze anlässlich der Produktpräsentation. Im Interview mit der Drones-Redaktion erläutert Hesselbarth, wie die Drohne vor allem Anwender unterstützen soll, die schnell und günstig viel liefern wollen. Doch wie wirken sich Zuladung und Abladevorgänge eigentlich auf die Reichweite des Systems aus? Und was hat es mit der neuen Control-Station-Software auf sich? Drones fragt nach.

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Drones: Mit dem Wingcopter 198 ist es möglich, mit einem Flug Lieferungen an bis zu drei verschiedene Zielorte zu bringen. Ist das mit Blick auf die Gesamtreichweite einer Mission überhaupt ein so entscheidender Vorteil?

Jonathan Hesselbarth: Für Kunden, die vor allem schnell und günstig viel liefern wollen, erhöht der Triple-Drop die Effizienz deutlich. Ein Lieferwagen der Post ist ja auch nur effizient, wenn er möglichst viele Pakete auf einer Tour ausliefert. So können wir beispielsweise zukünftig bei unserem Projekt in Malawi mit einem Flug drei entlegene Krankenstationen mit Medikamenten beliefern. Auch hinsichtlich geplanter COVID-19-Impfstofflieferungen können wir sehr viel schneller mehr Impfstoffe verteilen, wenn der Wingcopter nicht nach jeder Lieferung zum Hub zurückkehren muss.

Wie schnell gelingt denn ein Abladevorgang per Seilwinde und wie wirkt sich ein solcher auf die Gesamtreichweite aus? Also wie groß ist der Radius, in dem ein Wingcopter 198 drei Pakete absetzen und sicher zum Startort zurückkehren kann?

Das Ablassen per Seilwinde erfolgt innerhalb von Sekunden. Aber das Hovern über dem Zielort verbraucht natürlich verhältnismäßig viel Energie. Jeder Drop verringert die Reichweite entsprechend um einige Kilometer. Grob gerechnet kommt man dann bei maximaler Zuladung auf einen Radius von 25 Kilometern, in dem man drei Pakete ausliefern kann.

Wie wirken sich gegebenenfalls vorhandene Gewichtsunterschiede zwischen den drei Einzellieferungen auf die Flugstabilität des Wingcopter 198 aus? Und wie sicherheitskritisch ist es, wenn sich durch Ablieferung der ersten Pakete der Schwerpunkt der Drohne verändert?

Der Wingcopter 198 wurde aerodynamisch extra auf unterschiedliche Schwerpunktlagen ausgelegt. Dadurch ist es möglich, ein einzelnes 3-Kilogramm-Paket an der vorderen Aufnahme auszuliefern oder ein einzelnes 2-Kilogramm-Paket an der hinteren. Das heißt auch, dass man ein 3-Kilogramm- und ein 2-Kilogramm-Paket in beliebiger Reihenfolge ausliefern kann.

Die Triple-Drop-Technik hat viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die ebenfalls neu vorgestellte Control-Station-Software geriet da fast ein wenig aus dem Fokus. Was genau kann die Steuerungssoftware? 

Die neue Control-Station-Software ist vor allem darauf optimiert, dass ein Pilot bis zu zehn Wingcopter gleichzeitig sicher bedienen kann. Der gesamte Workflow ist dabei so einfach wie möglich gestaltet, von der Flugroutenplanung bis zur aktiven Überwachung des Flugs. Für Logistikdienstleister haben wir ein zusätzliches Feature integriert, das die Effizienz ihrer Operations erhöht: Bei Über- oder Unterauslastung sowie während eines Schichtwechsels können Zustellaufträge während des Flugs und in Echtzeit an einen anderen Operator übergeben werden.

Inwiefern könnte man das System auch mit anderen Drohnen als Wingcoptern nutzen?

Aktuell ist es nicht vorgesehen, die Control-Station auch für Drohnen anderer Hersteller kompatibel zu machen.

Sie arbeiten am Aufbau einer teilautomatisierten Serienproduktion: Welche Arbeitsschritte können dabei automatisiert werden?

Dank der neuen Bauweise können wir beispielsweise etliche Schritte im Laminierprozess automatisieren. Es kommt außerdem ein Fräsroboter zum Einsatz. 

Und welche Produktionsmengen können Sie stemmen, wenn die teilautomatisierte Serienproduktion angelaufen ist?

Derzeit fahren wir unsere teilautomatisierte Serienproduktion langsam hoch und werden ab nächstem Jahr die Produktionskapazität von 1.000 Stück pro Jahr überschreiten. Je nach Nachfrage können wir die Kapazität dann noch weiter steigern.




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