Drone Taiwan: Aufbruchsstimmung und ehrgeizige Pläne
„Leading with Collaboration. Innovating with the World.“ Das noch an Halle 1 des Taipei Nangang Exhibition Centers prangende Motto der Fachmesse Semicon Taiwan hätte auch zur Taipei Aerospace & Defense Technology Exhibition (TADTE) gepasst, die kurz darauf eröffnet wurde. Sich als weltoffener Partner zu positionieren, ist eine der zentralen Botschaften, die von der TADTE ausgehen sollten. Und dass man im Inselstaat wild entschlossen ist, sich im globalen Zukunftsmarkt der unbemannten Systeme zu behaupten.
Von Jan Schönberg
Die letzten Sätze des Moderators bei der offiziellen Eröffnung der Taipei Aerospace & Defense Technology Exhibition setzten gewissermaßen noch einmal den Ton, der die gesamte Veranstaltung prägen sollte: „More collaboration. More innovation. For Taiwan – and for the world.” Es ist dieser Wunsch nach Zusammenarbeit zum wechselseitigen Vorteil, der auf der TADTE in der Hauptstadt Taiwans fast mit Händen greifbar war. Oder wie es James Huang, als Vorsitzender des ausrichtenden Taiwan External Trade Development Councils gewissermaßen der Gastgeber, in seiner Begüßungsansprache ausdrückte: Partnerschaften und stabile Lieferketten sind nicht das Ergebnis einer wachsenden Industrie. Sie sind die Grundlage für wirtschaftlichen Fortschritt und die nationale Sicherheit. Angesichts nahezu zeitgleich veröffentlichter Meldungen, wonach US-Präsident Donald Trump die umfangreichen Militärhilfen für Taiwan stoppen wolle, ein erschreckend aktueller Befund.
Produktionskapazitäten
Im Inselstaat ist die Sorge durchaus real, dass der große Nachbar die nach offizieller Lesart der Kommunistischen Partei in Peking „abtrünnige Provinz“ mit militärischer Gewalt zur „Wiedervereinigung“ zwingen könne. Möglichst enge wirtschaftliche Verflechtungen könnten da ein Faktor sein, den man langfristig auch in Washington nicht außer Acht lassen dürfte. Ganz zu schweigen davon, dass ein massiver Ausbau von Produktionskapazitäten und Technik-Komponenten „Made in Taiwan“ der gesamten Drone-Economy zugutekommen könnte. Denn eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Drohnenindustrie ihr volles Potenzial entfalten kann, ist ein deutlicher Ausbau der Produktionskapazitäten, um Verfügbarkeiten zu erhöhen und Preispunkte zu senken. Als ein Zentrum der globalen Hightech-Industrie hat Taiwan unter Beweis gestellt, dass man verlässlich qualitativ hochwertige Produkte liefern kann.

Michael Robbins, President & CEO der Association for Uncrewed Vehicle Systems International, warb eindringlich für eine Zusammenarbeit zwischen Taiwan und den USA
Sich einen Stellenwert wie in anderen Wirtschaftszweigen und Technologiebranchen – Stichwort: Halbleiter – zu erarbeiten, ist ein ganz offensichtliches Ziel des Taiwan External Trade Development Councils, einer staatlich geförderten Non-Profit-Organisation mit der Aufgabe, die taiwanesische Wirtschaft insbesondere mit Blick auf deren Wettbewerbsfähigkeit und die Präsenz auf internationalen Märkten zu unterstützen. Ein nicht nur legitimes, sondern auch nachvollziehbares Vorhaben. Denn der Wettlauf um Anteile am Zukunftsmarkt unbemannter Systeme ist ja bereits eine geraume Weile im Gange. Und Taiwan ist beileibe nicht das einzige Land, das hier signifikante Anstrengungen unternimmt.
Tragende Rolle
Wie präsent Drohnen mittlerweile in vielen Bereichen des Alltags sind – beziehungsweise im Grunde sein könnten –, ließ sich auch bei einem Streifzug durch die sehr gut gefüllten Gänge in der großen Messehalle erleben. Denn auch wenn die Taiwan International Drone & Unmanned Vehicle Expo (Drone Taiwan) in die etablierte TADTE integriert wurde, waren unbemannte Technologien alles andere als ein Sidekick. Sie spielten eine tragende Rolle und dienten vielfach als verbindende Klammer zwischen der vielfältigen Ausstellerschaft. Die Bandbreite der gezeigten Produkte sowie Servicedienstleistungen reichte von Schutzkleidung und leichten Waffen über Werkzeuge, Fertigungsmaschinen, UxS- und Sensortechnik bis hin zu Raumfahrtkomponenten und schwerem militärischem Gerät. Ein beachtlicher Teil der insgesamt 490 ausstellenden Unternehmen aus 15 Nationen beschäftigt sich dabei entweder hauptsächlich mit unbemannten Systemen, will sich in Richtung Automatisierung entwickeln oder hat entsprechendes Zubehör im Programm. Die sogenannte „Unmanned Evolution“ war daher nicht zufällig neben „Advanced Defense“, „Green Aviation“ und „Resilient Supply Chains“ eines von vier Fokusthemen der Großveranstaltung.

Der hohe Anteil an unbemannten Wasser- und Unterwasserfahrzeugen, der in Taipeh gezeigt wird, ist durchaus bemerkenswert
Auffällig zu beobachten war dabei, dass neben den auch in Taipei dominierenden Unmanned Aerial Systems vor allem der Bereich Uncrewed Surface Vessel ins Auge stach. Von kleinen Tauchrobotern zur Gewässeranalyse bis zu unbemannten Aufklärungsbooten, die bei Bedarf auch mit Gefechtseinrichtungen bestückt werden können, war alles dabei. Vermutlich lag das nicht zuletzt an der Tatsache, dass Taiwan eine Insel und die Sicherung der trennenden Meerenge zu China ein bedeutsames Thema für die nationale Sicherheit ist. Die an der engsten Stelle gerade einmal etwa 130 Kilometer breite Taiwanstraße ist daher ein Areal, auf dem unbemannte Wasserfahrzeuge sehr effizient eingesetzt werden können.