Drohnensichtungen in Belgien und Deutschland legen Flugverkehr lahm

Drohnenabwehr: Eine Frage der nationalen Sicherheit

Gleich mehrere Drohnensichtungen haben am 4. November 2025 den Flugverkehr über Teilen Europas beeinträchtigt. Betroffen waren mehrere Flughäfen in Brüssel und auch über München beobachtete ein Pilot eine Drohne. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wurden eingeleitet, führten aber erwartungsgemäß zu Verzögerungen und Flugausfällen. Eine Frage beschäftigt daher alle Akteure: Wie können solche Zwischenfälle in Zukunft bereits im Vorfeld bestmöglich vermieden werden? Und was kann getan werden, um unkooperative Drohnen schnellstmöglich wieder loszuwerden?

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Am Brüsseler Flughafen wurde am Abend des 4. November gleich zweimal der Betrieb eingestellt. Auch am ebenfalls in Belgien gelegenen Flughafen Lüttich wurden im gleichen Zeitraum Drohnensichtungen gemeldet. Parallel dazu beobachtete am Münchner Flughafen ein Pilot ebenfalls eine Drohne. Zufall? Das kann aktuell noch nicht abschließend geklärt werden. Klar ist jedoch: Solche Vorfälle haben weitreichende Auswirkungen.

Enorme finanzielle Folgen durch Flughafensperrungen

Erst kürzlich hatte das DLR einen Bericht veröffentlicht, in dem sich die Forschungseinrichtung mit den finanziellen Folgen solcher Zwischenfälle beschäftigte (siehe https://www.drones-magazin.de/news/dlr-untersucht-unautorisierte-drohnenfluege-an-flughaefen/). Dabei wurden rund 120 Drohnensichtungen aus dem Jahr 2024 untersucht. Darunter waren auch neun bewertbare Fälle mit vollständiger Einstellung des Flugbetriebs. Für diese neun Fälle errechnet die DLR-Analyse einen wirtschaftlichen Schaden durch die Einstellung des Flugbetriebs von rund 500.000,– Euro. Außerdem kam das DLR zu dem Ergebnis, dass Vollsperrungen des Flugbetriebs aufgrund unkooperativer Drohnen durchschnittlich rund 32 Minuten betrugen.

Dass es nicht immer so glimpflich ausgeht, zeigt der bislang markanteste Fall einer drohnenbedingten Betriebseinstellung in Europa. Er ereignete sich 2018 am Flughafen London Gatwick. Dort kam es zu einer 33-stündigen Sperrung mit einem geschätzten Gesamtschaden von bis zu 100 Millionen Euro.

Expertenbefragung zeigt Wichtigkeit von Drohnenabwehr

Eine Expertenumfrage von BDLI, UAV DACH und Strategy& (https://www.drones-magazin.de/presse/branchenverbaende-sehen-dringenden-handlungsbedarf-bei-drohnenabwehr/) hat sich vor allem mit den politischen Folgen beschäftigt und kam zu dem Schluss, dass illegale Überflüge von Drohnen eine wachsende Gefahr für Deutschlands nationale Sicherheit darstellen. Rund 90 % der Experten sehen in Spionageangriffen gegen militärische Einrichtungen und kritische Infrastruktur die größte Bedrohung.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen außerdem, dass die aktuellen rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen als unzureichend erachtet werden. 75 % der befragten Fachleute bewerten die derzeitigen Gesetze zur Drohnendetektion und -abwehr als mangelhaft. Darüber hinaus gaben viele Teilnehmer an, in ihren Organisationen momentan keine Drohnendetektion durchzuführen – als Gründe wurden unter anderem hohe Kosten, mangelndes Fachwissen und eine unklare Gesetzeslage genannt. Zugleich sehen die Experten großes Potenzial in neuen Technologien, besonders im Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

„Wir brauchen eine bessere Koordination der Drohnenabwehr in Deutschland, damit die vielfältigen Technologien, die die Industrie entwickelt, zum Einsatz kommen können.“, fordert Marie-Christine von Hahn, Hauptgeschäftsführerin des BDLI. UAV DACH-Vorsitzender Dr. Gerald Wissel betont zugleich, dass Drohnen nicht nur Risiko, sondern auch Chance seien: „Drohnen sind nicht nur eine potenzielle Gefahr, sondern können auch ein wichtiges Werkzeug für den Schutz kritischer Infrastruktur und Sicherheit sein.“

Wie wichtig der Schutz vor unkooperativen Drohnen ist, zeigt noch ein weiterer Zwischenfall vom 4. November. Denn auch in der Nähe des belgischen Flugplatzes Kleine-Brogel kam es zu Sichtungen von Drohnen. Besonders brisant dabei: Unbestätigten Berichten zufolge ist der auch von NATO-Kräften genutzte Luftwaffenstützpunkt einer der Orte in Europa, an dem US-Atomwaffen lagern.

Drohnenabwehrsysteme müssen vorangetrieben werden

Dass das Thema Drohnenabwehr an Fahrt aufnimmt, zeigen einige aktuelle Projekte in diesem Bereich. Erst vor wenigen Monaten fand die erfolgreiche Demonstration des IDAS-PRO (IDAS = Innovatives Drohnenabwehrsystem) statt. Um geeignete Technologien und Konzepte zu entwickeln, wurden in den vergangenen Jahren unter anderem die Projekte AMBOS, ArGUS, MI-DRAS und ORAS vom Bundesforschungsministerium gefördert. Im Rahmen eines „Best-of-4“ wurden daraus die für ausgewählte polizeiliche Anwender überzeugendsten Elemente ausgewählt und im Forschungsvorhaben IDAS-PRO zusammengeführt. Mehr dazu gibt es in diesem Drones+ Artikel: https://www.drones-magazin.de/news/erfolgreiche-demonstration-des-drohnenabwehrsystems-idas-pro/
Darüber hinaus haben erst kürzlich die Firmen Rohde & Schwarz sowie TRUMPF bekanntgegeben, im Bereich Drohnenabwehr zusammenzuarbeiten. Sie vereinen damit die Expertise von Rohde & Schwarz in der Beherrschung des elektromagnetischen Spektrums und Radar-Sensorik mit der Hochenergielasertechnologie von TRUMPF. Ziel ist es, Drohnen zu erkennen, zu verfolgen und zu neutralisieren.

Die aktuellen Vorkommnisse sind leider keine Einzelfälle. Inzwischen häufen sich die Berichte über Sichtungen von Drohnen in der Nähe von Flughäfen und kritischer Infrastruktur. Das Thema Drohnenabwehr ist daher von essenzieller Bedeutung für die Drone-Economy, aber auch für die nationale Sicherheit.


Foto: KI-generiert






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