Ausblick

Drohnen im Hafen der Zukunft

Die großen Häfen dieser Welt sind ganz entscheidende Knotenpunkte der globalen Lieferketten. Nach Angaben der Internationalen Schifffahrtskammer ermöglicht die Schifffahrt rund 90 Prozent des Welthandels. Kein Wunder also, dass die Port Authorities überall rund um den Globus daran arbeiten, durch vernetzte Technik die Arbeitsabläufe so sicher, schnell und fehlerfrei wie möglich zu gestalten. Und es spricht einiges dafür, dass Drohnen im Hafen der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden.

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Der Automatisierungsgrad in Hafenanlagen hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. So setzt beispielsweise die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Container-Terminal Altenwerder bereits eine ganze Weile sehr erfolgreich fahrerlose AGVs (Automated Guided Vehicles) ein, um Container zu transportieren. In Singapur wurde getestet, wie Drohnen eilige Dokumente oder auch Medikamente zwischen Schiffen und Festland transportieren können, um Abläufe zu beschleunigen oder gar komplette Anlegevorgänge zu vermeiden. Auch in Rotterdam fanden solche Flüge bereits statt. (Lese-Tipp: Größtes Schiff der Welt wird mit Drohne beliefert)

Vernetzte Systeme

Der Kommunikationstechnologie-Gigant Ericsson wiederum untersuchte im Rahmen einer Studie das Potenzial von privaten 5G-Campusnetzen für Häfen. Die Analyse skizziert nach Angaben der Autoren Anwendungsfälle, die den Hafenbetrieb optimieren, die Sicherheit der Mitarbeiter erhöhen, Kosten senken und die Nachhaltigkeit des Hafenbetriebes steigern. Der Bericht „Connected Ports: A guide to making ports smarter with private cellular technology“ beschreibt, wie die Herausforderungen von Maschinenstillständen, überfüllten Hafengeländen beim Be- und Entladen, Arbeitssicherheit und Umweltbelastung durch den Einsatz privater Mobilfunknetze gelöst werden könnten. „Vernetzte Logistik- und Lieferketten können einen großen Beitrag zu einem nachhaltigeren Wirtschaften leisten“, erklärt Olaf Reus, Mitglied der Geschäftsleitung der Ericsson GmbH.

Neben ferngesteuerten Ship-to-Shore-Kränen, automatisierten Portalkränen, autonomen Fahrzeugen sowie der kontinuierlichen Zustandsüberwachung sollen laut Ericsson-Report auch Drohnen im Hafen der Zukunft eine wichtige Rolle übernehmen. Beispielsweise zum Transport von Dokumenten und kleineren Gegenständen. Viele Papiere müssen noch vor dem Anlegen vom Hafen zum Schiff gebracht werden. Traditionell kommen dafür Boote zum Einsatz, was viel Zeit und Geld verschlingt. Eine einzige dieser Dokumentensendungen kann nach Angaben von Ericsson über 1.000,- US-Dollar kosten. Der Einsatz von Drohnen sei da fast 90 Prozent günstiger und zudem sechsmal schneller.

Fliegender Sicherheitsdienst

Eine weitere Aufgabe für unbemannte Systeme kann im Bereich der Anlagenüberwachung liegen. So kam es nach Angaben von Ericsson im Jahr 2018 in Häfen weltweit täglich zu bis zu 15 Diebstählen von Frachtgütern. An dieser Stelle setzt zum Beispiel auch ein Teil der „Port of the Future“-Strategie des Hafenbetreibers im belgischen Antwerpen an. Das Betriebsgelände erstreckt sich über 120 Quadratkilometer, ist auf traditionelle Weise nur schwer zu überwachen und auch die kurzfristige Reaktion auf Alarmmeldungen ist eine Herausforderung. Um hier für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, starteten kürzlich erste Testflüge mit einer automatisiert agierenden Drohne, die in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen DroneMatrix entwickelt wurde. Das unbemannte Fluggerät startet von einer festen Ausgangsbasis in der Nähe der Kieldrechtschleuse und folgt einer festgelegten Strecke im Hafen. Darüber hinaus kann sie auch auf Anfrage eingesetzt werden, zum Beispiel in Notfällen, wenn es wichtig ist, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Die Drohne funktioniert vollkommen autonom und lädt sich über eine intelligente Dockingstation auf, die zentral über eine Webplattform verwaltet wird.

Geht es nach den Projektverantwortlichen, dann soll es bei Weitem nicht bei einer Drohne bleiben. Das Ziel ist ein Netzwerk autonomer Drohnen, die einen „Live-Feed“ der verschiedenen Hafenaktivitäten liefern können. „Drohnen sind angesichts der riesigen Fläche des Hafengebiets ein Hebel bei der Erfüllung unserer Kernaufgaben als Hafenbehörde“, erklärt Erwin Verstraelen, Chief Digital & Innovation Officer Hafen Antwerpen. „Dank eines Netzwerks von Drohnen können wir das Geschehen im Hafen besser im Auge behalten. Über unsere Innovationsplattform ‚Port of the Future‘ und die Zusammenarbeit mit Partnern wie DroneMatrix können wir technologische Innovationen beschleunigen – nicht nur für Drohnen, sondern auch für vielversprechende Entwicklungen in der autonomen Schifffahrt, intelligente Kameras und Sensoren. Auf diese Weise arbeiten wir auf einen sicheren, effizienten und intelligenten Hafen hin: den Hafen der Zukunft.” 

Foto: Port of Antwerpen




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