Veranstaltung

Ausblick auf das African Drone Forum in Ruanda

Im ostafrikanischen Ruanda findet vom 05. bis 07. Februar das African Drone Forum 2020 statt. Das vom World Economic Forum, der Weltbank und der Regierung Ruandas ausgerichtete Event umfasst neben Konferenzen und einer Messe auch die Flugwettbewerbe der Lake Kivu Challenge. Ziel der Veranstaltung ist es, Technologieanbieter und Regulierungsbehörden zusammenzubringen, um mehr Drohnen in die Luft und Fortschritte auf den Boden zu bekommen. Die Drones-Redaktion hat bei Edward Anderson, Senior Digital Development and Resilience Specialist bei der Weltbank nachgefragt, warum die Weltbank sich so intensiv für die Drone-Economy in Afrika einsetzt und welche Potenziale die zivile Drohnennutzung den afrikanischen Ländern für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung bietet.

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Drones: Warum setzt sich die Weltbank so intensiv dafür ein, Drohnentechnologie auf dem afrikanischen Kontinent zu etablieren?
Edward Anderson: Wichtige Herausforderungen für die Armutsbekämpfung in Afrika sind die Verbesserung der Mobilität und der Digitalisierung. Die aktuellen Schwerpunkte des African Drone Forums liegen daher auf der Verbindung zwischen Stadt und Land – wo viele Erwachsene zwar Zugang zu Telefonen und Daten haben, gleichzeitig aber ein Mangel im Bereich Mobilität und im Dienstleistungssektor besteht. Die logistische Erschließung ländlicher Gemeinden ist ein wesentlicher Faktor für den Aufbau von eCommerce-Lösungen auf dem Kontinent und zur Steigerung der Produktivität sowie des ökonomischen Potenzials.

Wie würden Sie die Möglichkeiten einschätzen, die zivile Drohnennutzung den afrikanischen Staaten für deren soziale und wirtschaftliche Entwicklung bietet?
Der Einsatz von zivilen Drohnen bietet Afrika die Möglichkeit, eine Reihe von Branchen zu revolutionieren. Darunter den Bereich Infrastruktur, die Versandhandel und eCommerce, die Landwirtschaft, Mobilität und Logistik, Energie, öffentliche Sicherheit, Unterhaltung, Versicherungen, Bergbau und Bauwesen sowie die Telekommunikation.

Was ist vor diesem Hintergrund die konkrete Idee hinter dem African Drone Forum?
Das Ziel ist es, die afrikanischen Regierungen dabei zu unterstützen, ihre industrielle Entwicklung zu forcieren, indem sie Robotik, autonome und digitale Technologien nutzen. Drohnen bieten das Potenzial, die Digitalisierung in Märkten wie der Präzisionslandwirtschaft, Landvermessung, Risikobewertung und Infrastrukturplanung zu beschleunigen. Frachtdrohnen können Lieferketten in ähnlicher Weise verändern und abgelegene Gesellschaften erreichbarer machen. Daher liegt der Schwerpunkt des African Drone Forums darauf, positive Rahmenbedingungen zur Etablierung von wirtschaftlich und sozial positiven Drohnenanwendungen in Afrika zu schaffen.

Neben Diskussionen und Vorträgen geht es bei der so genannten Lake Kivu Challenge auch „sportlich“ zu. Was genau hat es damit auf sich?
Die Lake Kivu Challenge richtet sich an Hersteller und Betreiber von Drohnen, um die sichere Durchführung von BVLOS-Operationen in den schwer erreichbaren Gebieten rund um die Großen Seen voranzutreiben. Die Wettbewerbe wurden mit Blick auf elektrisch betriebene Drohnen konzipiert, die entweder vertikal starten und landen können oder dafür nur eine kurze Strecke benötigen. Es geht um kostengünstige, häufig durchführbare Drohneneinsätze. In den drei Flugwettbewerben sollen so der aktuelle Stand der UAS-Technologie sowie deren potentiell positive Auswirkungen auf afrikanische Märkte demonstriert werden. Letztlich können dabei mögliche Auftragnehmer entdeckt werden, die Liefer- und Kartierungsdienste rund um den Kivu-See, insbesondere im Karongi-Distrikt, anbieten könnten.

Wie sehen die drei Disziplinen denn aus?
In der ersten Disziplin geht es um die sichere Auslieferung eines Notfall-Pakets („Emergency Delivery“) mit einem Mindestgewicht von 1 Kilogramm, das vom Festland auf die Insel Bugarura gebracht werden muss, ehe die Drohne wieder sicher am Startpunkt landet. Beim so genannten „Sample Pick-Up“ starten die Teilnehmer ihre Drohnen vom Festland, fliegen zur Insel Bugarura und sammeln dort so viele dort wartende 250 Gramm schwere Päckchen wie möglich ein und transportieren diese zum Ausgangspunkt auf dem Festland. Im „Find and Asses“-Wettbewerb schließlich geht es darum, mit Hilfe der Drohne ein 1,5 Quadratkilometer umfassendes Orthomosaik von einer Insel oder mehreren Inseln im Lake Kivu zu erstellen. Dabei liegt das Zielgebiet 20 Kilometer vom Droneport auf dem Festland entfernt.

Ruanda konnte in der jüngeren Vergangenheit ein beachtliches Wirtschaftswachstum verzeichnen, steht international aber auch immer wieder wegen fehlender Pressefreiheit, der Unterdrückung der politischen Opposition und des autoritären Regierungssystems in der Kritik. Warum hat man sich eigentlich gerade für Ruanda als Austragungsort entschieden?
Ruanda ist ein Pionier, wenn es um kommerzielle Drohnenoperationen im großen Maßstab geht. 2019 war Ruanda das erste Land der Welt, das mehr autonomen Flugverkehr als bemannte Flugdienste bewältigte. Daher steht es an der vordersten Front, wenn es um die Etablierung autonomer Systeme geht und man hat bereits viele Erfahrungen mit BVLOS-Operationen gesammelt. Andere afrikanische Länder beginnen gerade, ähnliche Wege mit eigenen Drohnen-Netzwerken und speziellen Testkorridoren zu beschreiten. Daher ist Ruanda genau der richtige Ort für das African Drone Forum 2020, um eine pan-afrikanische Gemeinschaft, um wirtschaftlichen Austausch und Zusammenarbeit zu fördern.

Internet: www.africandroneforum.org

Foto: African Drone Forum / World Bank




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