CityBots: Autonome Robotik für die Stadt der Zukunft

Vielseitig einsetzbar

Die EDAG-Gruppe mit Hauptsitz im schweizerischen Thun beschäftigt an 60 Standorten mehr als 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und bietet weltweit Ingenieurdienstleistungen an. Ein Schwerpunkt ist die autonome Mobilität. Die EDAG Engineering GmbH in Wiesbaden realisiert derzeit ein besonders spannendes Projekt mit dem Namen CityBot. Ein unbemanntes Roboterfahrzeug, das mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz und verschiedenen Anbaumodulen vielfältige Aufgaben erledigen kann.

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Kleine Fahrzeuge, die vorprogrammierte Routen abfahren und dabei Dinge transportieren, gibt es bereits. Wer zum Beispiel in der Autostadt von Volkswagen in Wolfsburg einen Neuwagen abholt, der wundert sich über die vielen kleinen sechsrädrigen Wägelchen, die mit den Zulassungsunterlagen und Nummernschildern der Kunden zur Auslieferungshalle rollen. Hindernisse erkennt die Sensorik an Bord automatisch, das Fahrzeug hält dann an. Was jedoch Neuland sein dürfte, ist die Fähigkeit, Hindernisse intelligent zu umfahren und sich dieses einzuprägen sowie mit jedem gefahrenen Meter quasi dazuzulernen.

Die Ursprünge der Firma EDAG reichen in das Jahr 1969 zurück. Horst Eckard war ein visionärer Ingenieur, der sein Unternehmen von Beginn an auf Automobilität ausrichtete. Viele Konzerne übertrugen ihm damals die Aufgabe, innovative Lösungen für neue Fahrzeugmodelle zu entwickeln – das „Neudenken“ der Mobilität hat das Unternehmen also im Blut. Herausragend war zum Beispiel 2014 die Präsentation einer neuartigen, bionisch inspirierten Karosseriestruktur auf dem Genfer Autosalon. Und mit derselben Innovationskraft wurde die Idee vom CityBot geboren.

Höhere Anforderungen

Fahrzeuge werden eines Tages sicherlich autonom fahren und intelligent auf Situationen im Straßenverkehr reagieren können. Doch damit würde eigentlich nur der Fahrer ersetzt. Doch autonome Fortbewegung allein reicht für einen ganzheitlichen Ansatz nicht mehr. Was noch fehlt, ist die Erfüllung einer Aufgabe. Für Forschungszwecke rollen die hochautomatisierten Roboterfahrzeuge daher ab November auf dem Gelände des Deutsche Bank Parks in Frankfurt. Doch sie rollen nicht nur. Sie erfüllen auch vorgegebene Aufgaben. „EDAG CityBots lösen den klassischen Individualverkehr in den Innenstädten ab. Sie bewegen sich vernetzt und hochautomatisiert mit durchschnittlich 30 km/h in der Stadt, sind dabei ständig im Fluss und mit ihrem Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb extrem energieschonend und emissionsfrei“, verspricht der Hersteller auf seiner Webseite. Die Bandbreite der Aufgaben ist enorm: vom Schneiden der Hecken über das Bewässern von Rasenflächen bis hin zum Müllsammeln ist alles möglich. Dafür lassen sich die Fahrzeuge missionsgerecht konfigurieren. Ein Antriebsmodul kann mit mehreren Anbaumodulen gekoppelt werden – so kann aus einem CityBot nicht nur ein kleiner Tanklaster mit Wasser werden, sondern rein theoretisch lässt sich das Fahrzeug auch als Fahrhilfe für Senioren einsetzen.

Dank KI sollen die CityBots nicht nur Objekte erkennen und greifen können, auch die Materialerkennung und anschließende Mülltrennung soll realisiert werden

Was beim CityBot unter der Haube stecken muss, wird erst so richtig deutlich, wenn er mit einem Roboterarm ausgestattet auf ein zerknülltes Papier zufährt, das Knäuel korrekt greift und dann sogar noch die Mülltrennung beherrscht. „Dank KI und Machine Learning haben die EDAG-Spezialisten eine Objekterkennung entwickelt, um Objekte wie zum Beispiel ein Papierknäuel, eine Getränkedose oder eine Flasche zu identifizieren und mittels seines Roboterarms gezielt zu greifen und sortengerecht zu entsorgen“, erklärt der Entwicklungshersteller dazu. Dazu muss man wissen, dass eine videobasierte Objekterkennung schon eine gewisse Mindestleistung von Prozessoren und Software erfordert. Dann aber noch zu erkennen, aus welchem Material ein Gegenstand besteht, um anschließend fehlerfrei einen Mülltrennungsprozess durchzuführen, das ist eine andere Liga.

Neuartiges Fahrwerk

Wenn man sich die autonome Mobilität jetzt nicht im weitläufigen Sinne mit endlosen Autobahnen bis zum Horizont vorstellt, sondern genau gegenläufig denkt: nämlich in kleinstmöglichen Lücken und Zwischenräumen eines Innenstadtparks, dann ist es nur logisch, dass die Fähigkeiten eines CityBots auch hohe Anforderungen an sein Fahrwerk stellen. „Um die verschiedensten Aufgaben zukünftig auch auf engsten Flächen übernehmen zu können, wurde für den KI-Prototypen ein Fahrwerks- und Antriebskonzept entwickelt, das maximale Wendigkeit gewährleistet: Damit beherrscht der CityBot neben der geradeaus- und Kurvenfahrt auch die Diagonal- und Querfahrt und kann bei Bedarf auch auf der Stelle drehen. Das sind Fahrfunktionen, die bisher kein serienmäßiges Straßenfahrzeug weltweit bietet“, erklärt der Hersteller EDAG dazu. 

Die von EDAG entwickelte Plattform soll modular an möglichst viele unterschiedliche Betriebsszenarien anpassbar sein

Grundsätzlich sieht man sich technisch aber noch nicht für einen Mischverkehr im öffentlichen Straßenland gerüstet, gibt das Unternehmen zu. Parkanlagen oder auch Flughafen-Terminals zum Beispiel hält man für eindeutig besser beherrschbar. Das Projekt „Campus FreeCity“ mit dem Reallabor im Deutsche Bank Park in Frankfurt wird vom Bundesverkehrsministerium mit 11 Millionen Euro gefördert.

 

Text: Jens Rosenow

Abbildungen: EDAG




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