Nachgefragt bei Dr. Viktor Bader, Volkswagen Group Innovation

Smarte Kleidung für Piloten

Mit dem aufziehenden Frühling ist die Zeit der kalten Temperaturen bei Flugeinsätzen wohl zunächst einmal wieder vorbei. Doch der nächste Herbst kommt bestimmt. Wenn es nach Dr. Viktor Bader geht, dann kann die Wintersaison 2021/2022 vermutlich gar nicht schnell genug kommen. Denn der Produktentwickler aus der Volkswagen Group Innovation arbeitet an der Entwicklung von intelligenter Bekleidung, die Temperaturschwankungen ausgleicht, noch bevor ihr Träger diese wirklich wahrnimmt. Was smarte Kleidung für Piloten an Vorteilen im Outdoor-Einsatz bieten kann? Drones fragt nach.

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Drones: Ginge es nur darum, sich vor Kälte zu schützen, dann wäre klassisches Winter-Equipment sicher ausreichend, das jedoch die Bewegungsfreiheit einschränken könnte. Welche konkreten Vorteile bieten smarte Kleidungsstücke, die wie eine private Klimaanlage auf sich wechselnde Witterungen reagieren können?

Dr. Viktor Bader: Mit Heizkleidung kann man deutlich länger kältere Umgebungsbedingungen aushalten, beziehungsweise diese Zeit komfortabler und gesünder gestalten – insbesondere wenn man sich wenig bewegt. Deswegen gibt es ja bereits schon Heizkleidung für zum Beispiel Jäger auf dem Markt. Das Besondere an der von mir entwickelten smarten Heiztechnologie ist, dass die Heizleistung automatisch hoch- oder heruntergeregelt wird, noch bevor man selber das Empfinden hat, dass es zu warm oder zu kalt ist. Es ist doch so: Merken wir zum Beispiel auf einem Fahrzeugsitz, dass die eingestellte Heizstufe der Sitzheizung zu hoch ist, so stellen wir zu diesem Zeitpunkt die Heizstufe runter. Dieser Zeitpunkt ist aber üblicherweise schon zu spät: Es ist dann ja schon zu warm, der Körper reagiert häufig bereits mit Schwitzen. Ein angefangenes Schwitzen kann bei kalten Umgebungsbedingungen aber problematisch werden, da Menschen mit einer feuchten Hautoberfläche rasch wieder auskühlen und krank werden könnten. Unsere intelligente Heiztechnologie regelt dagegen die Leistung vorausschauend und ein Auskühlen oder auch Schwitzen kann häufig vermieden werden. Somit wird nicht nur der thermische Komfort verbessert, sondern es ergibt sich auch ein Mehrwert für die Gesundheit. 

Die von Ihnen konzipierten „Smart Jackets“ sind mit Sensoren und Heiz- beziehungsweise Klimatechnik ausgestattet: Hat die benötigte Technik Auswirkungen auf den Tragekomfort?

Von der Sensorik und den Heiz- oder Lichtelementen spürt man so gut wie gar nichts. Das Gewicht der Akkus ist je nach benötigten Energiespeichern individuell an die Bedürfnisse anpassbar. Wir haben sogar Technologien entwickelt, bei denen Akkus von smarter Kleidung „nebenbei“ aufgeladen werden, wie zum Beispiel beim Sitzen auf einem Fahrzeugsitz, beim Fahrradfahren oder nach dem Aufhängen einer Jacke an einem speziellen Haken. Man braucht dann gegebenenfalls noch nicht mal einen Akku im Kleidungsstück.

Wann rechnen Sie damit, dass Ihre Eigenentwicklung tatsächlich serienreif ist und in den freien Verkauf kommen könnte?

Ich bin in Kontakt mit namhaften Arbeits- und Outdoor-Bekleidungsherstellern und  ich denke, dass die ersten Produkte aus unseren Entwicklungen bereits im Winter 2021/2022 auf dem Markt kommen können. Die Idee ist übrigens nicht, dass Volkswagen zum Bekleidungshersteller werden soll, sondern ich sehe vielmehr die Rolle eines Lieferanten von smarten Technologien für Bekleidungshersteller oder als Anbieter von Schnittstellen zu Mobilitätslösungen. 

Last but not least: Brauche ich dann eigentlich auch ein Fahrzeug aus der VW-Markenfamilie, um Ihre smarte Kleidung nutzen zu können?

Die meisten von uns entwickelten Technologien funktionieren auch außerhalb des Fahrzeugumfelds. Wollen Sie die Kleidung jedoch so verwenden, dass sie mit Energie aus der Batterie eines Elektroautos oder eines E-Bikes versorgt wird, so müssen natürlich entsprechende Schnittstellen zu den Fahrzeugen vorhanden sein. In Zukunft soll es aber auch entsprechende Nachrüstlösungen für alle Fahrzeuge geben.  

Mehr von Dr. Viktor Bader, über die intelligente Kleidung aus der Volkswagen Group Innovation sowie das erste Test-Feedback von Mitarbeitern des VW-Werkschutzes lesen Sie in Drones-Ausgabe 3/2021, die ab dem 29. April 2021 im Handel ist. Die Digital-Ausgabe erscheint bereits am 16. April 2021.



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