Wie Drohnen ein Staudammprojekt in Indonesien möglich machten

Problemlöser

Keine 200 Kilometer östlich von Bali liegt Lombok. Anders als der berühmte Touristen-Hotspot ist die indonesische Insel zwar nicht auf jeder „Bucket List“ von Weltenbummlern aus aller Herren Länder zu finden. Aber auch hier gehört der Fremdenverkehr neben der Landwirtschaft zu den wichtigsten Lebensgrundlagen für die gut 3 Millionen Einwohner. In den Trockenzeiten sind beide Wirtschaftszweige jedoch zunehmend von Wasserknappheit bedroht. Ein Staudamm soll hier Abhilfe schaffen, für dessen Bau Drohnen eine große Bedeutung hatten.

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Innerhalb des indonesischen Archipels ist Bali die Insel mit der größten internationalen Strahlkraft. Aber auch das östlich von davon in der Kette der Kleinen Sundainseln gelegene Lombok macht sich zunehmend einen Namen unter Erholungssuchenden. Mit durchaus positiven ökonomischen Auswirkungen für die lokale Wirtschaft. Doch der aufkommende Massentourismus verschärft kritische Entwicklungen, die zu einer ernsthaften Bedrohung für die traditionelle Lebensweise der Einheimischen führen können. Denn Lombok und die größere indonesische Provinz West-Nusa-Tenggara haben während der Trockenzeiten mit zunehmender Wasserknappheit zu kämpfen, die nicht nur die Trinkwasserversorgung gefährdet, sondern auch die lokale Landwirtschaft beeinträchtigt. Und da die Insel einer der größten Reisproduzenten Indonesiens ist, haben Entwicklungen hier auch Auswirkungen auf den Rest des Inselstaats.

Wasserressourcen

Um die Schwankungen in der Wasserversorgung zwischen den Regen- und Trockenzeiten auf Lombok auszugleichen, beauftragte die indonesische Generaldirektion für Wasserressourcen das staatliche Unternehmen PT Hutama Karya (Persero) mit dem Bau eines Staudamms im Regierungsbezirk Lombok Barat. Dieser Bezirk erstreckt sich über den größten Teil der südwestlichen Küste Lomboks. Der Meninting-Damm, so die Hoffnung der indonesischen Regierung, soll als Dreh- und Angelpunkt für den Ausbau der Infrastruktur und der Wirtschaft dienen. Und das nicht nur auf Lombok, sondern in ganz Indonesien.

In vier Jahren Bauzeit entstand ein 79 Meter hoher Damm, mit dem 12 Millionen Kubikmeter Wasser aufgestaut werden können. Ausreichend, um mehr als 1.500 Hektar landwirtschaftliche Flächen zu bewässern und die Versorgung der Einwohner und Touristen von Lombok mit sauberem Trinkwasser sicher zu stellen. Zudem wird mit Hilfe der Wasserkraft nachhaltig Energie produziert.

Für das 90-Millionen-Euro-Projekt mussten die Ingenieurinnen und Ingenieure von PT Hutama Karya einige knifflige Aufgaben meistern. Nicht zuletzt die schwierigen geografischen Verhältnisse. Teile des Geländes waren schwer zugänglich, da die steilen Hänge dicht bewachsen waren. Das unerschlossene Areal stellte ein erhebliches Risiko für Vermesser und Bauarbeiter dar. Als das Team versuchte, das Grundstück mit traditionellen Methoden zu vermessen, gestaltete sich die Datenerfassung langwierig – und nicht zuletzt gefährlich.

In Anbetracht dieser Herausforderungen beschloss man, die Dinge durch vollständige Digitalisierung zu beschleunigen. So wurde beispielsweise eine DJI Mavic Pro 2 mit 4K-Kamera eingesetzt, um die am schwersten zugänglichen Bereiche der Baustelle zu erfassen. Die mit Hilfe der Drohne gewonnenen Daten wurden dann mit ContextCapture, einer 3D-Reality-Modeling- und Echtzeit-Visualisierungssoftware von Bentley Systems, verarbeitet. So konnten innerhalb weniger Stunden Karten für die Planungen erstellt und Fortschritte auf der Baustelle dokumentiert werden. Mit dieser Methode konnten der Zeitaufwand für die Datenerfassung und -überwachung um die Hälfte reduziert und die Sicherheit der Arbeitskräfte erheblich verbessert werden.

Herausforderungen meistern

Bis es soweit war, mussten jedoch auch Hürden für die UAS-Nutzung aus dem Weg geräumt werden. Insbesondere die Wetterbedingungen in den Berggebieten, wo das Wetter unvorhersehbar sein kann und starke Winde eine Herausforderung darstellen, erschwerten den Drohnenbetrieb. Darüber hinaus kann das Fotografieren von Orten in der Nähe von Flüssen und Gewässern durch Spiegelungen die optische Abstandsmessung beeinträchtigen und somit zu suboptimalen Triangulationsergebnissen führen, was wiederum Auswirkungen auf die Genauigkeit der gewonnenen Geo-Daten haben kann. Doch die unbestreitbaren Vorteile überwogen die Schwierigkeiten bei Weitem. Mehr noch. Da bestimmte Gebiete entweder aus geografischen Gründen oder aufgrund fehlender Zugangsrechte nicht hätten betreten werden können, war die Kartierung „aus der Vogelperspektive“ letztlich alternativlos. Und da kein Personal mehr das schwer zugängliche Gebiet betreten musste, um die für die Planung erforderlichen Daten zu erheben, konnten nach Schätzungen der Projektingenieure alleine durch die Vermeidung potenzieller Arbeitsunfälle etwa 2 Millionen Euro an Kosten eingespart werden.

Und auch nach dem Bau werden die „Building Information Modeling“-Tools wertvolle Dienste bei Betrieb und Instandhaltung des Damms leisten können. So stellten die Projektmanager bei der digitalen Überwachung fest, dass das Flusswasser in der Nähe des Staudamms durch Erdaushub und Abraum verschmutzt wurde, was ein potenzielles Umweltrisiko für die Menschen im Umkreis von 3 Kilometern um den Damm darstellte. Durch geeignete Gegenmaßnahmen konnten jedoch negative Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung vermieden werden.

Mit Material von Bentley Systems




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