„European Defence Innovation Operational Experimentation“ der EDA

Praxis-Erprobung

Der technische Fortschritt im Bereich der unbemannten Systeme wird vielfach durch Startups sowie kleine und mittelständische Unternehmen vorangetrieben. Gleichzeitig ist das militärische Beschaffungswesen oft auf die großen Rüstungsunternehmen fokussiert. Um bereits existierende Technologien stärker in den Fokus der Streitkräfte sowie Angebot und Bedarf besser in Einklang zu bringen, richtete die European Defence Agency (EDA) die erste „European Defence Innovation Operational Experimentation“-Kampagne (OPEX) aus.

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Im Jahr 2022 wurde bei der European Defence Agency eine Plattform eingerichtet, um mit Hilfe von neuartigen Produkten passende Antworten auf aktuelle militärische Herausforderungen geben zu können. Der „Hub for European Defence Innovation“ – kurz HEDI – hat sich seither als produktive Institution erwiesen, die zur verbesserten Zusammenarbeit der Mitgliedsländer bei der Etablierung innovativer militärischer Technologien und Konzepte beigetragen hat. Zudem wurde dafür Sorge getragen, dass potenzielle Synergieeffekte zwischen europäischen und nationalen Initiativen genutzt werden und nicht parallel an denselben Fragestellungen gearbeitet wird.

130 Testszenarios

Unter der Regie des HEDI wurde Anfang des Jahres 2025 eine Initiative gestartet, um bereits am Markt erhältliche oder nahezu serienreife Produkte aus den Bereichen Unmanned Aerial Systems (UAS) und Unmanned Ground Vehicles (UGV) auf ihre Nutzbarkeit im Bereich „cross-domain logistics“ zu erproben. Und das nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis. Dafür entwickelte ein Gremium mit 90 Expertinnen und Experten aus 14 EU-Mitgliedsländern sowie der Schweiz und der Ukraine insgesamt 130 unterschiedliche Testszenarios, um die Nutzbarkeit unbemannter Systeme für die Nachschubversorgung oder den Transport Verwundeter zu erproben. Mehrere EU-Mitgliedsländer bewarben sich um die Ausrichtung der mehrwöchigen OPEX-Testkampagne. Den Zuschlag bekam am Ende das Centro Polifunzionale di Sperimentazione dell’Esercito (CEPOLISPE), ein Erprobungs- und Testzentrum der italienischen Armee in Montelibretti.

Um eine möglichst große Bandbreite verschiedener Systeme auf ihre Eignung für militärische Anwendungsfälle zu erproben, wurden drei unterschiedliche Drohnentypen von Beyond Vision (Portugal), Altus LSA (Griechenland) und Schiebel (Österreich) ausgewählt. Im Bereich der unbemannte Bodenfahrzeuge fiel die Wahl auf Produkte von Alisys Robotics (Spanien), PIAP (Polen) und ARX Robotics (Deutschland). Die Idee war, verschiedene Systeme mit unterschiedlichen Spezifikationen im Bereich der Antriebsauslegung oder der Tragfähigkeit dieselben Missionen durchführen zu lassen. Auf diese Weise sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, was unter den spezifischen Bedingungen militärischer Auseinandersetzungen am Ende des Tages die sinnvollste Technologie sein könnte.

Verteiltes Risiko

Beispielsweise wenn es um die Versorgung der Truppen an der Front mit frischer Munition geht. Während unter Effizienzgesichtspunkten eine Schwerlastdrohne vielleicht am besten geeignet wäre, ist nach einsatztaktischen Erwägungen gegebenenfalls eine Vielzahl kleiner Drohnen zu bevorzugen. Denn zum einen sind diese leiser und schwerer zu entdecken. Zum anderen wäre die gesamte Munition verloren, wenn ein UAS mit der gesamten Ladung abgeschossen wird. Da ist es eben deutlich schwerer, eine Vielzahl kleiner Drohnen „auszuschalten“. Mit Blick auf nächtliche Missionen hinter den feindlichen Linien oder direkt an der Front stellte sich zudem heraus, dass der Vorteil des leisen Betriebs die individuelle Tragfähigkeit einzelner Systeme überwiegen könnte. Also dass es sinnvoll sein kann, lieber mehrere Robot Dogs von Alisys Robotics zu verwenden, die sich leise und unauffällig bewegen können, als die gesamte Menge des zu bewegenden Materials mit einem einzigen UGV des Typs Gereon von ARX Robotix zu transportieren.

Während im Bereich der unbemannten Flugsysteme die Missionen weitgehend vom Personal der Herstellerfirmen durchgeführt wurden, konnten die unbemannten Bodenfahrzeuge bereits nach recht kurzer Einweisung von den beteiligten Soldatinnen und Soldaten gesteuert werden. Was zur Folge hatte, dass direktes Anwenderfeedback gewonnen werden konnte. In einem Fall wurde dies sogar bereits vom Produzenten aufgegriffen und die UGVs, die von diesem künftig an die Ukraine geliefert werden, sind bereits ein kleines Stückchen besser als vor der OPEX-Kampagne.




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