Hightech im Erdbunker
Dass unbemannte Systeme nicht nur für zivile, sondern auch militärische Zwecke eingesetzt werden, ist kein Geheimnis. Mehr noch. Wie in vielen anderen Technologiebereichen auch, gehört das Rüstungswesen zu den wichtigen Innovationstreibern in Sachen Drohnen. Dass jedoch auch eigentlich zivile UAS-Technik verstärkt von Streitkräften genutzt wird, das zeigt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine – auf beiden Seiten der Frontlinie. Hinter den Kulissen eines verzweifelten Abwehrkampfs.
Von Till Mayer
Irgendwo in der Nähe von Bachmut macht Wolodymr die Drohne bereit. Die Panzerfaust-Granate glänzt grün und wie poliert. Der 47-Jährige zieht sie vorsichtig durch weiße Kabelbinder-Schlaufen. „Immer mit der Ruhe“, brummt er. Zurrt die Schlaufen zu. Die Granate ist fixiert. Dann greift er nach einem blauen Päckchen.
Die Batterien werden oben auf der Drohne fixiert, die Granate hängt unten, dazwischen liegt die Kamera. Dann die Kabelbinder mit viel Fingerspitzengefühl fest angezogen. „Und fertig“, sagt Wolodymr, blickt zufrieden unter seiner Schutzbrille hervor. Ein grauer Kinnbart umspielt sein Lächeln. Der Mann steht da in voller Kampfmontur. Die schwere Schutzweste, Knieschutz, Stiefel, Helm, Fingerkuppen-freie Kampfhandschuhe. Wie ein Ritter, aber in einem Hightech-Krieg.
Im Schützengraben
Das Resultat seiner Arbeit ist eine einsatzbereite Kamikaze-Drohne, Marke Eigenbau. Das Fluggerät selbst war von seinen Entwicklern eigentlich als Fluggerät für sportliche Wettbewerbe gedacht. Die Racedrohne fliegt über 100 Stundenkilometer schnell. Ein schönes Hobby-Spielzeug für Turniere in friedlichen Zeiten. Im Krieg ist sie eine potenziell tödliche Waffe. In gerade einmal 1,5 Kilometern Entfernung befinden sich die Gräben und Stellungen der russischen Armee. Vor Wolodymr liegt auch ein Erdbunker sowie …