Kampfmitteldetektion

Blindgänger und Munitionsreste ausfindig machen

Im Herbst 2018 sorgte der Schwelbrand auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 einige Tage für bundesweite Schlagzeilen. In Spitzenzeiten waren rund um das Moor im Naturschutzgebiet Tinner Dose-Sprakeler Heide bis zu 1.700 Einsatzkräfte damit beschäftigt, die weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern und angrenzende Ortschaften zu schützen. Im Februar 2021 herrscht im Emsland nun wieder ungewöhnliches Treiben. Doch diesmal sind keine Löscharbeiten im Gang, sondern es herrscht Drohnenbetrieb über der dem Bundeswehraeal, das seit mehr als 150 Jahren als Schießplatz genutzt wird. Das Ziel der unbemannten Fluggeräte: gefährliche Blindgänger und Munitionsreste ausfindig machen.

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In weiten Teilen Deutschlands schlummern im Erdreich potenziale Gefahren durch Kampfstoffe. Die Nachwirkungen des flächendeckenden Bombardements durch die Alliierten im Zweiten Weltkrieg wirkt an dieser Stelle auch mehr als 75 Jahre nach dem Ende der Kampfhandlungen nach. Anhand von zeitgenössischen Luftbildaufnahmen können besonders betroffene Gebiete ausgewiesen werden, in denen kein Bauvorhaben ohne eine vorherige Untersuchung stattfinden kann. Und immer wieder kommt es dennoch zu Funden, die zu riskanten Entschärfungen oder kontrollierten Sprengungen sowie der Evakuierung ganzer Stadtteile führen können. 

Effizienter und schneller

Wo bis vor einigen Jahren noch Bohrlöcher eingebracht werden mussten, um nach elektromagnetischen Spuren vergrabener Kampfmittel beziehungsweise des verbauten Metalls zu suchen, kommen seit einigen Jahren verstärkt Drohnen zum Einsatz. Diese können wesentlich effizienter und schneller große Areale detektieren und bis in mehrere Meter Tiefe potenzielle Gefahrenquellen ausfindig machen. So setzt beispielsweise der Baukonzern Matthäi vor Tiefbauarbeiten auf Drohnenaufklärung (wir berichten in Ausgabe 1/2021), das Unternehmen SeaTerra hat sich auf die Kampfmitteldetektion per UAV spezialisiert (Lese-Tipp: Kampfmittelsuche per Drohne: Zu Gast bei SeaTerra vor den Toren Hamburgs) und an der Universität in Ulm läuft ein Forschungsprojekt, um künftig Landminen per Radar lokalisieren zu können.

Blindgänger und Munitionsreste ausfindig machen – nach dem Moorbrand im Emsland ist das auch eine zunehmend dringlicher werdende Aufgabe für die Bundeswehr. Seit etwa 150 Jahren wird das Naturschutzgebiet Tinner Dose-Sprakeler Heide nördlich von Meppen als militärisches Übungsgelände genutzt. Und während man über die verschossene Munition und deren Zielorte aus der jüngeren Vergangenheit natürlich ziemlich genau bescheid weiß, können längst vergessene Explosivstoffe den Zugang zu dem Areal zu einem nahezu unkalkulierbaren Risiko machen. Doch nicht nur aus militärischen, auch aus ökologischen Gründen ist es zwingend erforderlich, wieder sicher auf dem Gelände unterwegs sein zu können. Seit den Löscharbeiten 2018, bei dem – so die Vermutung – mit dem Löschwasser Birkensamen in das Naturschutzgebiet gelangten, breiten sich die Laubbäume rasant in dem Hochmoor-Gebiet aus. Dabei entziehen sie dem Boden Wasser und bringen die empfindliche Balance im genauso sensiblen wie wertvollen Ökosystem Moor aus dem Gleichgewicht. 

Zivile Luftunterstützung

Damit nun schweres Gerät zur Rodung der neu gewachsenen Bäume gefahrlos in das Gebiet einfahren und auch die Nutzung als Schießübungsplatz weiterhin gewährleistet werden kann, setzen die Streitkräfte auf zivile Luftunterstützung. Im Auftrag des Bundeswehrdienstleistungszentrums Leer befliegen SeaTerra-Mitarbeiter mit ihrer modifizierten DJI Matrice ein bis zu 400 Hektar großes Areal und sammeln dabei präzise Geo-Daten von Stellen, an denen aufgrund elektromagnetischer Auffälligkeiten Explosivstoffe vermutet werden können. Anschließend können diese gezielt vom Kampfmittelbeseitigungsdienst untersucht und tatsächlich vorhandene Gefahren fachgerecht beseitigt werden. 

Foto: Bundeswehr / WTD 91




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