Am seidenen Faden
Die Ukraine ist einer der größten Drohnenproduzenten weltweit. Und muss das auch sein. Denn in puncto Entwicklung und Produktion von UAS tobt ein erbarmungsloser Wettlauf mit dem Aggressor aus Russland. Sein Ausgang wird mit darüber entscheiden, ob sich das angegriffene Land weiter zur Wehr setzen kann. In Kyjiw erleben Dmytro Babenko und sein Bruder Oleksii fast jede Nacht Drohnenangriffe – und stellen tagsüber mit ihrem Startup Vyriy Drone ihrerseits unbemannte Flugsysteme für die ukrainischen Streitkräfte her.
Von Till Mayer
Eine friedliche Idylle irgendwo am Stadtrand der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw. Dichter Wald erstreckt sich am Horizont, davor eine sattgrüne Wiese. In der Ferne rauscht der Verkehr der nahen Stadtautobahn. In der Luft sirrt es. Pfeilschnell, knapp über Kopfhöhe, ist eine Drohne im Anflug. Dann steigt sie rasant nach oben, macht eine Rolle in der Luft, ehe das kleine Fluggerät nach kurzem Sturzflug für Sekunden in der Luft steht.
Schließlich folgt eine Punktlandung vor einem schwarzen VW-Bus. An diesem ist ein großes schwarzes Banner befestigt. Darauf steht in weißen Lettern „VYRIY – drone workshop“, darüber schwebt aufgedruckt eine stilisierte Drohne. Das echte UAS wirbelt noch ein wenig Staub und trockenes Erdreich auf, bevor die vier Rotoren zum Stillstand kommen.
Gelungene Demonstration
Dmytro Babenko macht ein zufriedenes Gesicht. Ein finnischer Fotograf war Zeuge der Demonstration. Und dann ist da noch eine handvoll anderer Interessenten, die sich nicht vorstellen. Babenko ist Jungunternehmer und beteiligt sich mit seinem Startup am unbarmherzigen Entwicklungs-Wettlauf in der Luft, der mit kriegsentscheidend sein kann. 2022, zu Beginn des russischen Angriffs, half Babenko als Freiwilliger, Menschen aus den beiden Kyjiwer Vororten Irpin und Butscha zu retten, in denen in der kurzen Besatzungszeit über 500 Zivilistinnen und Zivilisten von russischen Soldaten massakriert wurden. Insgesamt 1.400 Menschen wurden …